Sicherheit und Vielfalt: Wenn die Polizei in einer multikulturellen Schweiz Brücken baut

| Vinciane Rouiller

Laut Bundesamt für Statistik (BFS)¹ umfasste die Schweiz am 31. Dezember 2023 eine ständige Wohnbevölkerung von 8 962 300 Personen. Als dieser Artikel geschrieben wurde, war die Schwelle von 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bereits überschritten. Zu diesem Anlass wurde ein ­Bevölkerungszähler eingeführt, der viermal jährlich neu kalibriert wird.² Nach An­gaben des BFS sind 27 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz ausländische Staatsangehörige und im Jahr 2023 wurden 263 100 Einwanderungen registriert, davon 241 000 ausländische Staatsangehörige.

Die Herausforderungen des Zusammenlebens

Dieses Nebeneinander verschiedener Nationalitäten und Kulturen bringt zahlreiche Herausforderungen für ein «sicheres Zusammenleben» mit sich. Dazu zählen unter anderem die soziale ­Integration von Migrantinnen und Migranten, die Überwindung von Sprachbarrieren oder auch die Bekämpfung von Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber bestimmten Gemeinschaften. Wir ­haben auf diesen Bereich spezialisierte Polizistinnen und Polizisten gebeten, uns über ihren Alltag und ihre praktischen Erfahrungen zu berichten. Ein Polizist der Kantonspolizei Zürich erklärte: «Gegenseitiges Verständnis und Vertrauen kann nicht erzwungen werden, dafür braucht es positive Erfahrungen in persönlichen Begegnungen und eine langfristige Perspektive. Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist eine tägliche Herausforderung.»

Die Arbeit der polizeilichen Brückenbauerinnen und Brückenbauer

In der ganzen Schweiz setzen die städtischen und/oder kantonalen Polizeikorps immer mehr auf die Vernetzung, den Aufbau von guten Beziehungen mit den ausländischen Gemeinschaften und das gegenseitige Vertrauen. Einige Polizeikorps haben dazu spezielle Stellen für sogenannte ­«Brückenbauerinnen und Brückenbauer» geschaffen: Sie unterstützen Bemühungen und Ansätze, die das gegenseitige Verständnis zwischen der schweizerischen und der ausländischen Bevölkerung und ihr Zusammenleben erleichtern, und informieren die Bevölkerung mit Migrationshin­tergrund über ihre Rechte und Pflichten. Ein Polizist der Luzerner Polizei sagte dazu: «Die inter­kulturelle Netzwerkarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zu einer bürgernahen Polizei. Wir klären über Ge­setze, Rechte und Pflichten auf und schaffen gleichzeitig ein Sprachrohr für den Dialog mit der Polizei.» Und sein Zürcher Kollege fügte hinzu: «Polizeiliche Präventionsarbeit muss die ganze ­Bevölkerung erreichen, unabhängig ihrer Herkunft, Lebensweise oder kulturellen Prägung. Polizeiliche Brückenbauer/innen pflegen vielfältige interkulturelle Netzwerke – unsere Arbeit dient damit letztlich dem gesellschaftlichen Frieden und der Durchsetzung der Rechtsordnung in der Schweiz.»

Ein besonderes Augenmerk gilt der Pflege von Kontakten beispielsweise zu Kulturvereinen und Asylorganisationen. So wird beiderseitiges Vertrauen aufgebaut, das Netzwerk wird gepflegt und sicherheitspolitische Anliegen werden diskutiert.

Die Erfahrungen des Zürcher Polizisten sind vielversprechend: «Die Erfolge unserer (übrigens sehr interessanten und abwechslungsreichen!) Arbeit geben uns recht: Das Vertrauen in die Polizei sowie die Kenntnisse der Rechte und Pflichten ist dort besonders hoch, wo wir Brückenbauerinnen und Brückenbauer Gehör finden resp. Kontakte mit unseren Zielgruppen pflegen können.»

Der Polizist aus Luzern betonte zudem: «Bei Referaten oder anderen Begegnungen entstehen oft Win-Win-Situationen: Wir fördern die Sicherheit und das Vertrauen in das Rechtssystem, während unser Gegenüber wertvolle Informationen erhält und die Rolle der Polizei besser einordnen kann.»

Info-Material «Zusammen sicher in der Schweiz»

Um den Austausch mit Personen ausländischer Herkunft und ihr Verständnis bei Vorträgen oder Veranstaltungen der Polizei zu erleichtern, wurde Info-Material in 14 Sprachen erstellt, das die wichtigsten Regeln für das Zusammenleben in der Schweiz erklärt. Die Schweizerische Kriminalprävention unterstützt dieses Projekt und stellt das Material, das unter anderem Videos und eine spezielle Broschüre umfasst, allen städtischen und kantonalen Polizeikorps, aber auch der Bevölkerung zur Verfügung.

Kategorien: Blog, Urbane Sicherheit

Diese Seite verwendet Cookies. Erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung mehr darüber, wie wir Cookies einsetzen und wie Sie Ihre Einstellungen ändern können: Datenschutzerklärung