Gesellschaftlicher Wandel und seine Auswirkungen auf die Krimi­nalprävention in der Schweiz

| Fabian Ilg

In den letzten Jahrzehnten hat die Schweiz signifikante gesellschaftliche Veränderungen durchlaufen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Kriminalprävention haben. Dieser Blog beleuchtet die wichtigsten Aspekte dieses Wandels und deren Einfluss auf die Strategien und Massnahmen für die Sensibilisierungsarbeit.

Demografischer Wandel

Die Schweizer Bevölkerung wird älter und multikultureller. Die Alterung der Gesellschaft kann zu einer Häufung von einzelnen Kriminalitätsphänomenen, wie zum Beispiel dem Telefonbetrug, führen, während die Zunahme von Menschen mit Migrationshintergrund neue Herausforderungen und Chancen in der Kriminalprävention bieten. Präventionsstrategien müssen daher an die spezifischen Bedürfnisse und Risiken verschiedener Altersgruppen und kultureller Hintergründe ­angepasst werden.

Technologischer Fortschritt

Die rasante Entwicklung von Technologien hat sowohl neue Formen der Kriminalität hervorgebracht als auch innovative Mittel zur Kriminalprävention geschaffen. Cyberkriminalität ist ein wachsendes Problem, Cybersicherheit ein immer stärkeres Bedürfnis. Dies erfordert ­spezialisierte Kenntnisse und Ressourcen zur Bekämpfung und Sensibilisierung. Täter nützen den technologischen Fortschritt, um Opfer zu finden. Gleichzeitig ermöglichen uns der technologische Fortschritt ­präventive Intervention an den virtuellen Tatorten und eine genaue Datenanalyse präzisere und proaktive ­Ansätze zur Verbrechensverhinderung.

Soziale Strukturen

Die Veränderungen in den familiären und sozialen Strukturen, wie zum Beispiel die Diversifizierung der Lebensformen, beeinflussen die sozialen Kontrollmechanismen und Gemeinschaftsstrukturen. Soziale Strukturen sind von entscheidender Bedeutung für die Kriminalprävention in der Schweiz. Sie wirken auf verschiedenen Ebenen – von der Familie über die Schule bis hin zur Gemeinschaft – und können entweder Schutz bieten oder Risikofaktoren für kriminelles Verhalten verstärken. Präventionsprogramme sollen daher idealerweise Gemeinschaften stärken und ­soziale Kohäsion fördern.

Bildung und Aufklärung

Bildungsprogramme, die das Bewusstsein für Präventionsmassnahmen und die Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Technologien erhöhen, sind essenziell. Einfache Präventionsbotschaften, welche von möglichst allen Menschen in der Schweiz verstanden werden, liefern ­einen wichtigen Beitrag zur Befähigung. Schulen und alle Personen oder Institutionen mit einem Erziehungsauftrag spielen eine wichtige Rolle in der Prävention, indem sie junge Menschen frühzeitig über Risiken und Schutzmassnahmen aufklären.

Wirtschaftliche Entwicklungen

Wirtschaftliche Unsicherheiten und Ungleichheiten können Kriminalitätsraten beeinflussen. Eine hohe Inflation kann zu einer Zunahme von Eigentumsdelikten und Betrugsfällen führen. Eine ­Pandemie und eine damit verbundene ausgerufene Notlage haben zumindest diesbezüglich die ­Bevölkerung gespalten und dazu geführt, dass mehr Menschen dem Staat misstrauen. Präventionsmassnahmen müssen daher auch sozioökonomische Faktoren berücksichtigen und Projekte zur Unterstützung gefährdeter Bevölkerungsgruppen umfassen.

Rechtliche und politische Rahmenbedingungen

Die Gesetzgebung und politische Massnahmen müssen sich an die sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen anpassen. Dies schliesst die Anpassung von Strafgesetzen, die Implementierung von Datenschutzbestimmungen und die Förderung internationaler Kooperationen zur Bekämpfung transnationaler Kriminalität ein. Neue Gesetze heisst, neue rechtliche Rahmenbedingungen für potenzielle Opfer und Täter. Die neuen legalen Grenzen müssen erklärt und bekannt gemacht werden.

Schlussfolgerung

Der gesellschaftliche Wandel in der Schweiz bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich und erfordert flexible und ganzheitliche Ansätze in der Kriminalprävention. Durch die ­Berücksichtigung demografischer Veränderungen, technologischer Entwicklungen, sozialer Strukturen, Forschung, wirtschaftlicher Faktoren sowie rechtlicher Rahmenbedingungen kann eine effektive und nachhaltige Kriminalpräventionsstrategie entwickelt werden. Präventionsmassnahmen müssen integrativ gestaltet sein und die gesamte Gesellschaft einbeziehen.

Die Schweizerische Kriminalprävention ist bestrebt, den Wandel zukunftsgestaltend zu prog­nostizieren. Multidisziplinarität und Koordinationsarbeit werden immer aufwändiger, damit allen Bedürfnissen und allen Rollen gerecht werden kann. Projekte und Massnahmen sollen im besten Fall komplementär sein. Die repressive Arbeit stösst an Grenzen und der Ruf nach Früherkennung sowie Sensibilisierung der Bevölkerung werden derzeit immer lauter. Damit wir allen diesen Ansprüchen künftig noch besser gerecht werden, ist die SKP ständig daran, sich strukturell und strategisch entsprechend auszurichten. Schwerpunkte sowie Prozesse nötigenfalls anzupassen. Immer mit dem Ziel vor Augen, die bestmögliche Wirkung in der Kriminalprävention der Schweiz zu erzielen.

Kategorien: Blog, Meinung

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