| Chantal Billaud

Der Enkeltrick ist leider bereits ein Klassiker in der Sparte Betrugsdelikte. Aber wie es bei Klassikern so ist, gibt es auch hier Cover-Versionen. In der Regel gibt sich der Betrüger oder die Betrügerin beim Enkeltrick am Telefon als Verwandter (z.B. Enkel oder Neffe etc.) aus, der in einer finanziellen Notlage sei und dringend die Hilfe seiner Familie benötige. Das Geld könne er jedoch nicht selbst abholen, weshalb er einen Boten schicken werde.

Wie funktioniert der Enkeltrick?

  1. Das Opfer erhält einen Telefonanruf von einem vermeintlichen Verwandten. Hierbei sind die Betrüger sehr geschickt, dem Opfer selbst sowohl den Namen als auch die Lebensumstände des vermeintlichen Verwandten zu entlocken und diese Informationen später ins Gespräch einzuflechten.
  2. Der vermeintliche Verwandte erzählt eine komplizierte Geschichte, warum er jetzt dringend Geld braucht. Ziel der Geschichte ist, das Opfer in Sorge um den vermeintlichen Verwandten zu versetzten und Zeitdruck aufzubauen.
  3. Der Täter bittet das Opfer dann um ein Darlehen. Dabei gehen die Täter besonders raffiniert vor und versuchen vorher in Erfahrung zu bringen, wie viel Geld das Opfer aufbringen könnte.
  4. Anschliessend präsentiert der Täter eine zweite komplizierte Geschichte, warum er das Geld nicht selbst in Empfang nehmen kann.
  5. Zum Schluss wird eine Form von Zeitdruck erzeugt, d.h. es muss zu einer sofortigen Übergabe des Geldes kommen. Nachdem das Opfer nunmehr in Angst oder zumindest Sorge um das Wohlergehen des vermeintlichen Verwandten ist, wird weiterer Druck erzeugt, indem das Ganze eine dringliche Dimension erhält. Dies soll verhindern, dass das Opfer mit jemandem darüber spricht, sich Rat holt oder die Angelegenheit überdenkt.

Varianten des Enkeltricks

Wie bereits erwähnt, gibt es Varianten des Enkeltricks. Im Folgenden die Bekanntesten:

  • «Vermeintlicher Polizist»
    Wenn das Opfer den Betrug vermutet und die Geldübergabe deshalb verzögert, erhält das Opfer plötzlich einen Anruf von einem vermeintlichen Polizisten (ebenfalls ein Betrüger). Dieser überredet das Opfer, die Anweisungen dennoch zu befolgen, damit man den Betrüger in flagranti erwischen und festnehmen könne. Als nächstes verabredet sich der vermeintliche Polizist mit dem Opfer bei der Bank und übergibt das Geld dem Betrüger, der sich anschliessend mit dem vermeintlichen Polizisten aus dem Staub macht.
  • «Angeblicher Schulfreund»
    Betrüger müssen sich nicht notwendigerweise als Enkel oder Verwandter ausgeben. Sie können sich auch als einen alten Schulfreund oder früheren Bekannten vorstellen. Da die Fantasie der Betrüger fast keine Grenzen kennt, ist es wichtig, die folgenden Ratschläge zum Thema Enkeltrick zu beachten.

Die Schweizerische Kriminalprävention rät:

  • Seien Sie immer misstrauisch, wenn Sie einen angeblichen Verwandten am Telefon nicht sofort erkennen. Stellen Sie ihm Fragen, die nur echte Familienmitglieder richtig beantworten können.
  • Nennen Sie niemals Namen Ihrer Verwandten am Telefon. Sagen Sie bei angeblichen Notfällen, Sie müssten erst Rücksprache halten, und legen Sie einfach den Hörer auf. Dann wählen Sie einen Ihnen vertraute Nummer Ihrer Familie und überprüfen die Information.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte! Wenn Sie einem Verwandten etwas schenken wollen, dann tun Sie das immer persönlich.
  • Geben Sie niemandem Auskünfte über Ihr Vermögen im Haus oder auf der Bank.
  • Wenn Ihnen ein Anrufer verdächtig vorkommt, informieren Sie sofort die Polizei (Notruf 117).
  • Für Altersheime und Angehörige von Hochbetagten ist es wichtig, die Telefonnummern der Hochbetagten nicht zu veröffentlichen und an unbekannte Personen weiterzugeben.
  • Informieren Sie andere Verwandte und Bekannte über den Trick.

Mehr Infos

Kompakte Informationen zum Thema Enkeltrick finden Sie zudem auf der Postkarte «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!» der Schweizerischen Kriminalprävention.

Kategorien: Betrug

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