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Erpressungen mit Sex-Videos, die während eines Videochats (z.B. auf Skype) aufgenommen wurden, sind der Polizei seit einiger Zeit bekannt und werden als Sextortion bezeichnet. Nicht alles, was aber auf den ersten Blick wie eine Erpressung aussieht, ist auch eine!

Was ist «klassische» Sextortion?

Die Zielpersonen und späteren Opfer erhalten über soziale Netzwerke (z. B. Facebook oder Dating-Plattformen) eine Einladung oder Freundschaftsanfrage einer ihnen unbekannten, attraktiven Frau. Nach der Annahme dieser Einladung oder Anfrage nimmt die Frau via Chat Kontakt mit der Zielperson auf und verwickelt sie in ein Gespräch. Sie schlägt vor, in einen Videochat (z. B. Skype) zu wechseln. Dort bringt sie die Zielperson dazu, sich zu entblössen, zu masturbieren, ausgelassen nackt herumzutanzen oder anzüglich zu posieren. Sie gaukelt der Zielperson zu diesem Zweck vor, dass sie sie sehr attraktiv findet, sexuell erregt ist und/oder einen sehr lockeren Umgang mit Nacktheit und Masturbation hat. Um glaubhaft zu wirken, macht sie den ersten Schritt, indem sie beispielsweise ihre Brüste zeigt oder beginnt, sich vor der Zielperson zu befriedigen. Ohne dass die Zielperson es bemerkt, werden alle ihre Handlungen während des Videochats aufgezeichnet. Sie wird später von Erpressern kontaktiert und zu einer Geldzahlung aufgefordert. Man droht ihr, die Aufnahmen unter ihrem Namen auf Youtube zu veröffentlichen, sie per E-Mail an Familienangehörige, Freunde oder den Arbeitgeber zu schicken oder den Link auf Facebook zu veröffentlichen.

Falls Sie befürchten, Opfer von «klassischer» Sextortion zu sein:

  • Lesen Sie hier nach, wie Sie jetzt vorgehen müssen.

Wie funktioniert die Malware-Variante von Sextortion?

Bei dieser Form von Sextortion werden die Computer, Tablets und Smartphones von Personen, die auf präparierten Webseiten mit pornografischen Inhalten surfen, mit einer Malware infiziert. Die Malware aktiviert die Webcam und filmt die ahnungslosen Opfer, während sie Pornos schauen. Die kompromittierenden Filmaufnahmen werden an die Täterschaft übermittelt und die Opfer anschliessend unter Androhung, dieses Filmmaterial zu veröffentlichen oder an die ebenfalls gestohlenen Freundeslisten zu versenden, erpresst.

Falls Sie befürchten, Opfer der Malware-Variante zu sein:

  • Zahlen Sie nicht, auch wenn die Erpresser sich mehrmals und eindringlich melden!
  • Überprüfen Sie Ihren Computer auf Malware oder lassen Sie ihn von einer Fachperson überprüfen und ggf. neu aufsetzen
  • Ändern Sie alle Ihre Passwörter und achten Sie darauf, gute und verschiedene Passwörter zu wählen.

Wie funktioniert die Spam-Variante oder Junk-Variante von Sextortion?

Es kommt auch vor, dass die beschriebenen Erpressungsversuche als Spam an zahlreiche Personen als «leere Drohung» versendet werden. Die kriminellen Absender haben die Hoffnung, dass sich unter den Empfängern Personen befinden, welche sich in letzter Zeit Pornos angeschaut haben, durch die Androhung eingeschüchtert werden und deshalb zahlen. In diesen Fällen ist der Computer der Betroffenen weder infiziert, noch ist die Täterschaft tatsächlich im Besitz von kompromittierendem Material.

Wie kann ich die drei Varianten am besten unterscheiden?

Klassische Variante: Bei der klassischen Variante fand im Vorfeld ein oder mehrere intime Videochats statt und die Erpresser können detaillierte Angaben zu den Chatinhalten und zum Opfer machen. Die Erpressung wird oft via Skype, Facebook oder WhatsApp kommuniziert. Beim Absender handelt es sich manchmal um die gleiche Person, mit der man im intimen Video-Chat war. Es werden viele Nachrichten – manchmal von mehreren Personen – verschickt. Teilweise werden Videobeweise als Anhänge (Achtung: Könnte auch Malware sein!) mitgeschickt oder andere Details erwähnt, die nur jemand wissen kann, der dabei war oder mit der beteiligten Person gesprochen hat.

Malware-Variante: Opfer der Malware-Variante kann nur werden, wer erstens vorgängig Pornografie auf seinem Computer geschaut hat, zweitens die Webcam nicht überklebt hat und drittens tatsächlich Malware auf seinem Computer hat.

Spam- oder Junk-Variante: Im Gegensatz zur Malware-Variante ist der Computer bei dieser Variante nicht mit einer Malware infiziert. Bitte beachten Sie: Diese Variante ist mit Abstand die häufigste!

Die Schweizerische Kriminalpolizei empfiehlt Ihnen, unabhängig von der Sextortion-Variante, nicht zu zahlen, sondern strikt die oben erwähnten Schritte zu befolgen.
Lesen Sie auf unserer Webseite auch nach, wie Sie sich und andere vor Sextortion schützen können und warnen Sie Ihr Umfeld.

Kategorien: Medienkompetenz

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