| Gastbeitrag

Bei Angeboten mit Scheinware handelt es sich um vermeintlich seriöse Verkäuferinnen oder Verkäufer, die gegen Vorauszahlung interessante Produkte anbieten, in deren Besitz sie jedoch nicht sind und die sie nie liefern. Wir wollten wissen, wie man sich gegen diese Betrugsform schützen kann und welche Möglichkeiten es gibt, wenn man betroffen ist.

Interview zu Scheinware mit Caroline Nef, Head of Trust & Safety, und Mojca Fuks, Mediensprecherin von Ricardo

Wie oft wird bei Ricardo gemeldet, dass ein Verkäufer ein Produkt nicht liefert, obwohl es bezahlt wurde?

Im Jahr 2021 wurden auf Ricardo über 7 Mio. Artikel erfolgreich verkauft. Zum Glück halten sich die Fälle, in denen ein bezahltes Produkt nicht geliefert wurde, im Promillebereich.

Gibt es Hinweise, die auf solche Betrugsversuche hindeuten?
Folgende Hinweise können auf Betrugsversuche mit Scheinware hindeuten: Hochpreisige, populäre oder aktuell auf dem Markt schwer erhältliche Produkte werden angeboten, meist zu einem unrealistisch tiefen Fixpreis. Das Ziel dabei ist, dass die Angebote rasch verkauft werden. Oft hängt diese Betrugsform auch mit neu erstellten oder missbräuchlich verwendeten, bereits bestehenden Benutzerkonten zusammen. Das heisst, dass das Benutzerkonto des vermeintlichen Anbieters missbräuchlich verwendet wird. Nach dem Kauf werden die Käuferinnen und Käufer dazu gedrängt, die Ware sehr rasch zu bezahlen – zum Teil auch auf ausländische Bankkonten an Kontoinhaber, deren Namen nicht mit dem Marktplatz-Benutzerkonto übereinstimmt. Anfragen zur persönlichen Abholung der Ware werden grundsätzlich ausgewichen oder gar ganz abgelehnt. Bei solchen Angeboten sollten die Alarmglocken der Konsumenten klingeln. Denn bezahlte Artikel werden in solchen typischen Fällen oft nie geliefert.

Grundsätzlich appellieren wir bei unseren Nutzer*innen immer an den gesunden Menschenverstand: ist ein Angebot zu gut, um wahr zu sein? Dann sollte hier besondere Vorsicht gelten.

Wie kann ich mich gegenüber solchen Betrugsversuchen absichern?

  • Sicheres Benutzerkonto mit eigenem und starkem Passwort
    Da viele Betrugsversuche über neu erstellte oder missbrauchte Benutzerkonten (Grund: schwache Passwörter, gleiches Login auf verschiedenen Plattformen, Daten via Phishing weitergegeben etc.) ausgehen, ist besonderer Wert darauf zu legen, sein eigenes Benutzerkonto sicher zu halten. Konkret: Starke Passwörter einsetzen, die z.B. nicht auch noch für den E-Mail-Account oder andere Plattformen eingesetzt werden.
  • Erst prüfen, dann kaufen
    Insbesondere hochpreisige Artikel genau prüfen: alle Bilder, Beschreibung, Zahlungs- und Lieferkonditionen, Bewertungsprofil des Anbieters, realistischer Preis. Bei Markenartikeln nach Kaufquittung fragen. Bei Unsicherheiten den Ricardo-Kundendienst anfragen.
  • Persönliche Abholung
    Vor allem bei hochpreisigen Artikeln soll nach einer Möglichkeit der persönlichen Abholung gefragt werden, bei der das Produkt direkt geprüft und bezahlt werden kann. Falls eine Abholung im Angebot bereits angeboten wird, auf jeden Fall darauf bestehen. Im Zweifelsfall bei bisher schriftlichem Kontakt versuchen, den Verkäufer anzurufen.
  • Vorsicht bei abweichenden Nutzer- oder Kontodaten
    Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Vorauszahlung eines gekauften Artikels auf ein Bankkonto mit abweichenden Nutzerdaten (z.B. anderer Name als im Ricardo-Konto hinterlegt) oder sogar ins Ausland erfolgen soll.

Grundsätzlich appellieren wir bei unseren Nutzer*innen immer an den gesunden Menschenverstand: ist ein Angebot zu gut, um wahr zu sein? Dann sollte hier besondere Vorsicht gelten. Unser Kundendienst ist gerne bei diesbezüglichen Unsicherheiten fast rund um die Uhr für unsere Mitglieder da.

Was soll ich tun, wenn ich betrogen wurde?

  • Umgehend versuchen, bei der Bank die Überweisung zu stoppen resp. zurückzuholen
  • Anzeige bei Polizei erstatten
  • Meldung an Ricardo
  • Käuferschutz bei Ricardo einreichen
  • Bei Missbrauch: Passwort des Benutzerkonto sowie E-Mail-Kontos ändern.

Was tut Ricardo gegen betrügerische Verkäufer?

Ricardo nimmt das Thema Sicherheit und Schutz seiner Mitglieder sehr ernst. Aus diesem Grund gehen wir mit verschiedenen automatischen Massnahmen und persönlichem Einsatz gegen jede Art von Betrug vor. Dazu gehören unter anderem ein umfassender Verifizierungsprozess von neuen aktiven Mitgliedern, ein dediziertes Sicherheitsteam, automatisierte Schutzmechanismen, laufende Erweiterung der Sicherheitstools, eine treue Community, die verdächtige Angebot meldet. Sobald wir betrügerische Anbietende oder Angebote entdecken, blockieren wir umgehend das Konto und stoppen alle laufenden Angebote des entsprechenden Anbietenden. Wenn ein Artikel bereits verkauft wurde, kontaktieren und warnen wir die Käufer. Bei grösseren Fällen ziehen wir auch eine Anzeige in Erwägung.

Wie arbeitet Ricardo mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen?

Ricardo steht im regelmässigen Austausch mit verschiedenen Ämtern sowie Behörden und liefert auf Verlangen oder entsprechender Verfügung innert Kürze die gewünschten Daten.

Weiss man etwas über die Personen hinter den betrügerischen Profilen?

Es ist sehr schwer an die Hintermänner/-frauen zu kommen. Oft stehen organisierte kriminelle Banden oder auch sogenannte Money Mules dahinter. Sehr viel passiert leider in der Anonymität und unter falscher Identität.


Mit der Kampagne «Zu schön, nicht wahr?!» sensibilisiert die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) gemeinsam mit anibis.chRicardo und tutti.ch sowie den kantonalen und städtischen Polizeikorps die Bevölkerung für die verschiedenen Betrugsmaschen auf Online-Marktplätzen.

Mehr dazu: Betrug auf Online-Marktplätzen

Kategorien: Betrug

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