Wer sich heutzutage verlieben will, stösst im Internet auf eine schier unendliche Auswahl potenzieller Märchenprinzen und -prinzessinnen aus aller Welt. Doch Vorsicht! Hungrige Herzen sind offen für Schmeicheleien und Liebesschwüre, die keineswegs ernst gemeint sein müssen. Diese offenen Herzen werden von Betrügern und Betrügerinnen gezielt ausgenutzt, um sich finanziell zu bereichern.

Definition

Seit einiger Zeit existiert eine moderne Form des Heiratsschwindels, die als «Romance Scam» oder «Love Scam» bezeichnet wird. Auf Deutsch übersetzt, bedeutet das Liebesbetrug. Bei dieser Betrugsart werden gefälschte Profile auf Social Media und Internet-Partnerbörsen erstellt, um anderen Personen Verliebtheit vorzuspielen und schliesslich finanzielle Zuwendung zu erhalten.

Modus Operandi

Der Betrüger oder die Betrügerin (engl. Scammer = Betrüger) ist mit einem gefälschten Profil unterwegs und kontaktiert das Opfer auf einer Internet-Plattform (z.B. auf Facebook). Man schreibt ein paar Nachrichten hin und her. Erstaunlich rasch behauptet er oder sie, sich verliebt zu haben. Geht das Opfer darauf ein, wird es so lange mit Liebesschwüren eingelullt, bis es sich tatsächlich verliebt hat – in ein Trugbild (z.B. ein kanadischer Top-Manager oder amerikanischer Soldat in Afghanistan). Ist das Opfer ein heterosexueller Mann, ist das Trugbild natürlich eine sehr attraktive Frau. Das wahre Geschlecht der Betrüger und Betrügerinnen spielt dabei keine Rolle. Über Wochen und Monate hinweg wird die angebliche Liebesbeziehung über Skype, WhatsApp etc aufgebaut. Es werden gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet und man will sich auch im realen Leben treffen.

Doch dann passiert’s: Kurz vor dem abgemachten Termin gibt der Betrüger oder die Betrügerin vor, einen Unfall erlitten zu haben, erkrankt oder am Flughafen überfallen worden zu sein. Der oder die Auserwählte wird nun gebeten die Behandlungs-, Reise- oder sonstigen Kosten zu übernehmen und den benötigten Betrag per Geldtransfer oder auf ein Konto ins Ausland zu überweisen. Es entstehen immer neue Probleme und Hindernisse, bei denen das Opfer um Geldzahlungen gebeten wird. Zu einem Treffen kommt es jedoch nie.

Hört das Opfer auf zu zahlen oder wird misstrauisch, wechselt der Betrüger oder die Betrügerin die Strategie. Der Ton wird fordernder und das Opfer wird mit Androhung von Liebesentzugs in die Enge getrieben. Wenn auch das nicht funktioniert, dann wenden die Betrüger und Betrügerinnen oft weitere Tricks an. Ist er oder sie z.B. im Besitz von intimen Bildern, die ihm das verliebte Opfer einst im Vertrauen gesandt hat, wird es damit erpresst (Sextortion). Oder es meldet sich plötzlich eine «Behörde» oder ein «Anwalt» aus dem Ausland und behauptet, den Betrüger oder die Betrügerin samt seiner Beute geschnappt zu haben, die nun gegen eine «Verwaltungsgebühr» zurückgezahlt werden könne.

Mit anderen Worten: Wer einmal Geld überwiesen hat, wird mit den verschiedensten Tricks so lange weiter bedrängt, bis er oder sie den Kontakt zum Betrüger oder der Betrügerin komplett abbricht.

Was tut die Polizei?

Machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, auf einen Liebesbetrug reingefallen sind. Bedenken Sie, dass die Polizei keine menschlichen Schwächen ahndet, sondern nach Kriminellen fahndet. Ihre Anzeige bei der Polizei kann helfen, andere potentielle Opfer vor der Täterschaft zu schützen. Nehmen Sie dafür alle Informationen zum Betrug mit auf den Polizeiposten (Kontodaten, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Profilnamen etc.).

Was kann ich tun?

Damit Sie nicht Opfer eines Liebesbetrugs werden:

  • Nehmen Sie auf Facebook oder ähnlichen Plattformen keine Freundschaftsanfragen von Menschen an, die Sie nicht aus dem realen Leben kennen.
  • Fragen Sie sich, weshalb ein gut situierter, attraktiver Mensch aus einem fernen Land ohne irgendeinen Bezug zu Ihrem Leben plötzlich eine Fernbeziehung mit Ihnen beginnen möchte.
  • Werden Sie misstrauisch, wenn das Gegenüber auf einer Partnerbörse vor einem ersten Treffen von der grossen Liebe spricht.
  • Brechen Sie den Kontakt sofort ab, wenn Geld von Ihnen gefordert wird oder Sie gebeten werden, Güter (z.B. Mobiltelefone, iTunes-Karten etc.) zu verschicken oder Pakete entgegenzunehmen.
  • Stellen Sie nie Ihr Konto für fremde Finanztransaktionen zur Verfügung. Sie könnten sich strafbar machen (Geldwäsche)!
  • Verschicken Sie niemals heikle oder intime Bilder von sich, die Sie nicht auch selbst veröffentlichen würden.
  • Vergessen Sie nicht, dass im Internet alles gefälscht sein kann: komplette Profile mit Freundeslisten, Fotos, amtliche Dokumente, Filme, Belege, Passkopien, Telefonnummern usw.

Falls Sie Opfer eines Liebesbetrugs wurden:

  • Schicken Sie kein weiteres Geld resp. andere Güter.
  • Erstatten Sie bei Ihrer Polizei Anzeige.
  • Brechen Sie danach den Kontakt mit dem Betrüger oder der Betrügerin vollständig ab und blockieren Sie die Person auf allen Kanälen.
  • Werden Sie von weiteren vermeintlichen Unterstützern (z.B. Interpol, einer ausländischen Polizeibehörde, Opferanwälten etc.) kontaktiert, reagieren Sie nicht darauf.
  • Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson über den Vorfall und suchen Sie sich psychologische Hilfe, falls Sie die ganze Sache zu sehr belastet.
  • Bei finanziellen Problemen wenden Sie sich an die Schuldenberatungsstelle in Ihrem Kanton.

Sie kennen jemanden, der Opfer eines Liebesbetrugs wurde:

  • Versuchen Sie, das Opfer mit Hilfe unserer Informationen zu überzeugen, dass es zum Opfer eines Betrugs geworden ist.
  • Motivieren Sie das Opfer, mit Ihnen einen Polizeiposten aufzusuchen.
  • Wenn der oder die Betroffene keinerlei Einsicht zeigt und die Gefahr besteht, dass er oder sie in eine finanzielle Notlage gerät, um den Forderungen des Betrügers oder der Betrügerin nachzukommen, können Sie sich an die kantonale Erwachsenenschutz-Behörde wenden.

Grosse Liebe? Grosse Lüge!

Wie Sie «Romance Scam» im Internet erkennen und sich davor schützen können

In dieser Broschüre wird der Liebesbetrug über Internet thematisiert. Unter den Fachbegriffen «Romance Scam» oder «Love Scam» versteht man eine Form von Vorschussbetrug, der auf Menschen mit einem starken Partnerwunsch abzielt und der sich in der virtuellen Welt abspielt. Sie finden in dieser Broschüre die detaillierte Beschreibung dieser Deliktsform und zahlreiche Ratschläge, wie Sie sich davor schützen können. Zudem auch, was Sie tun sollten, wenn Sie oder Menschen aus Ihrem sozialen Umfeld bereits von einem Liebesbetrug betroffen sind.

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